Wahre Liebe – von Buchstaben

Sie sind alle unterschiedlich, es gibt dicke, dünne, schmale, hohe, gedrungene, ausladende, große, kleine. Und doch sind alle gleich:
Sie sprechen mit uns. Sie erzählen Geschichten. Sie haben Geschichte geschrieben. Ägypter, Phönizier, Römer, Karolinger …
Sie sind zauberhaft, geheimnisvoll und doch alles-sagend. Sogar wenn sie gar nicht da sind, sagen sie etwas aus.
Buchstaben.
Lettern.
Dufte Typen.

Ich liebe sie. Ihre Formen, ihre Vielfalt. Ihren Anmut.

Nimm eine Serifenschrift, z.B. die Times. Eine gerade Linie aufwärts. Verdickt abwärts. Sanfte Kurven in den Serifen. Von Nahem betrachtet eine schöne Schrift.

Ich bevorzuge jedoch serifenlose Schriften. Klare Linien, einheitliche Strichstärke, Eleganz. Die Gill Sans. Eine serifenlose Linear-Antiqua, zwischen 1928 und 1930 von Eric Gill entworfen. Für mich ist sie einfach nur schön.

Mein liebster Buchstabe ist das kleine g. Verspielte Bögen, die jedoch rein geometrisch erstellt sind. Nimm dir eine Lupe und verliebe dich! Schöne Rundungen, schlank und anmutig.

Buchstaben sind mehr als Zeichen. Wie filigrane Schmetterlinge fliegen sie über das Blatt Papier/den Monitor. Heben und senken ihre Flügel, setzen Worte, Sätze und ganz Abschnitte. Kapitel und Bücher entstehen. Was liest du gerade? Schau dir die Schrift an. Passt die benutze Schrift zur Stimmung des Buches oder Textes? Wie empfindest du die einzelnen Buchstaben? Sind es nicht richtige Kunstwerke? Funktionell und schön zugleich. Strich für Strich, mit oder ohne Füßchen, Rundungen, gerade Linien …

Punze. Was für ein toller Name. Punze ist die Bezeichnung für Buchstabeninnenräume. Kaum ein Buchstabe hat keine Punze. Sie sind wichtig. Sie halten den Buchstaben zusammen, wie die Löcher den Käse.

Wie sagt man so schön? „Bilder sagen mehr als tausend Worte.“ Worte rufen Bilder hervor. Was siehst du, wenn du das Wort „Zucker“ liest? Schmeckt es schon süß auf deiner Zunge? Siehst du die Kristalle glitzern? Und wie schmeckt dein Kaffee? Na, Appetit?
Semantische Typografie. Zeichen setzen. Worte finden.

Ich liebe sie alle. Die Arial, die Bauhaus, die Century Gothic, Courier, Didot, Garamond, Helvetica, Lucida, Myriad, Optima, Verdana …
Wahre Liebe, die mich ständig begleitet.

„Jedes Wort ist wie ein Kunstwerk und als solches einem lebenden Organismus ähnlich. Der einzelne Buchstabe trägt den Formwillen des Ganzen in sich, so wie jede einzelne Zelle um den Plan des Ganzen weiß. Der einzelne Buchstabe ist also Teil des gesamten Kunstwerkes und muss selbst sein wie dieses.“ Johannes Boehland, deutscher Maler und Grafiker.

In diesem Sinne: das Wort lebt!

Buchempfehlungen zur Typografie:

  • Die kleine Serifee: Eine märchenhafte Reise durch die Welt der Buchstaben. Hier lernt der Leser Schriften kennen und lieben. Auf der Suche nach dem verlorenen Flügel durchquert die kleine Serifee den Garamond-Wald, Futura-City und andere grafische Inszenierungen. Ab 8 Jahre, aber durchaus für ältere lesenswert.
    Renè Siegfried
    ISBN 978-3874396981
    Verlag Hermann Schmidt Mainz
    14,80 Euro

  • Zeichen setzen. Satzwissen und Typoregeln für Textgestalter
    Ralf Herrmann
    mitp
    ISBN 3-8266-1572-7
    22,95 Euro

  • Typografie kompakt. Vom richtigen Umgang mit Schrift am Computer.
    Geschichte, Einsatz, Tastaturbelegung unter Windows und Mac OS X.
    Max Bollwage
    x.media.press
    springer
    ISBN 3-540-22376-2
    22,95 Euro

(Ursprünglicher Beitrag vom 17.10.2013 auf Beschäftigungstherapie)

VHS Kurs WordPress

Aktuell findet der Workshop Bloggen Hertene auf Nachfrage online statt. Mindesteilnehmer:innzahl 2. Bitte anfragen unter manuelapotthast@kulturcontainer.de

Im Computerraum der VHS Herten / Bild von Maresa Kallmeier

Wir werden die Zoom eine Einführung in WordPress erarbeiten. Zugänge für vorab Angemeldete werden erstellt. Lesen könnt ihr uns unter Hertene

Vielen Dank für dein Interesse!

Frauenkulturtage Herten

In diesem Jahr finden die Frauenkulturtage unter besonderen Bedingungen statt. Nachdem Corona uns nun gut ein Jahr – vor allem auch im Kulturbereich – sehr stark einschränkt, wollen wir dennoch nicht darauf verzichten. Schon im letzten Jahr sind die meisten, lange Zeit voraus geplanten, Veranstaltungen abgesagt worden. In diesem Jahr haben wir uns entschieden, möglichst viele Programmpunkt digital stattfinden zu lassen, sollte eine Präsenz nicht möglich sein. So sieht es auch aktuell aus. Die Beschränkungen betreffen, berechtigt, auch die Veranstaltungen der Frauenkulturtage in Herten.

Wir starten digital.

Leselust und Lesefrust

Wie bereits angekündigt, ist das KreativQuartier Herten auch mit einem Beitrag dabei. Die kreative Schreiberin Claudia Heinrichs, die schon mit der Schreibwerkstatt einige Texte vorgetragen hat, hat das Hörspiel geschrieben. Mit Akteurinnen aus dem KreativQuartier Herten und einem männlichen Part, wird eine Geschichte erzählt, wie sie sich in Herten hat zutragen können.

Wir veröffentlichen das Hörspiel am Sonntag, den 21.03.2021 in einem Zoom-Meeting. Start ist um 11.00 Uhr. Der Link wird per E-Mail nach Voranmeldung versendet. Interessierte melden sich bitte unter manuelapotthast@kulturcontainer.de oder telefonisch unter 02366 58 96 800 oder per WhatsApp 0157 55 82 03 27

Wir freuen uns auf euch!

Weitere interessante Veranstaltungen sind im hinterlegten PDF zu buchen.
Viel Spaß bei den Hertener Frauenkulturtagen 2021

Programm Frauenkulturtage 2021

Schreibst du noch oder erzeugst du schon Bilder?

Wer viel mit Worten bewegen möchte, sei es, um einen vielbesuchten, lesenswerten Artikel im Blog oder eine Produktbeschreibung, Rezension oder auch „nur“ einen einfachen Kommentar schreiben zu wollen, darf ruhig mal auf seine Wortwahl achten. Lange, verzwickte, mit vielen Kommata und Verschachtelungen versehene Sätze, wie dieser, der als schlechtes Beispiel dient, sind nicht lesefreundlich und verwirren eher, statt zum Lesen zu animieren. Kurze, prägnante Sätze sind besser. Neben Keywords für die Suchmaschinenoptimierung gibt es Schlüsselworte, die bei dem Leser Bilder erzeugen. Hier geht es nicht (nur) um eine höfliche Wortwahl, sondern um die bewußte Nutzung von nachweislich positiv behafteten Worten. Es gibt zahlreiche Studien zu Wortassoziationen, negativen und positiven Ausdrücken und Worten, die Bilder entstehen lassen. Ein paar Beispiele: Anerkennung, beflügeln, danke schön, einladen, entdecken, kraftvoll, sattelfest, sparen, zusammen …

Denke positiv

Ebenso gibt es natürlich negative Begriffe, die man nicht verwenden sollte. Eine von Natur aus negative Aussage positiv zu gestalten ist eine Herausforderung, der man sich ruhig mal stellen darf. So sprechen wir viel zu oft von Problemen und nicht von den Möglichkeiten, etwas zu verbessern, über die Ausbaufähigkeit des Projektes, über Potenziale, die dort noch schlummern und genutzt werden können.  Zum Beispiel hat dein Geschäft an einem Tag verkürzte Öffnungszeiten, was schreiben wir? – Wir schließen heute um 12 Uhr. Warum? Warum nicht „Wir haben heute für Sie bis 12 Uhr geöffnet„? Zum einen wird eine Person (Sie) angesprochen und somit einbezogen und zum anderen gibt es hier eine eindeutige Positivaussage. Ist doch gar nicht so schlecht. Besser: ist doch toll!

Positive Worte werden mit Erfahrungen, Erlebten verbunden, negative ebenso. Unsere Gehirne haben Vernetzungen aufgebaut. Gerüche, Bilder, Worte, Orte, Farben, Musik – alles um uns herum wurde und wird gespeichert und mit Hilfe dieser Schlüssel (-bilder, erlebnisse, -gerüche …) abgerufen. Das hilft uns in allem, was wir tun und machen. Und darf auch ruhig genutzt werden. Mit Worten kann man beleidigen, das ist nicht schwer. Man kann mit Worten aber auch erfolgsversprechende Ergebnisse erzielen. Manipulation? Natürlich! Ein netter Gruß an den Nachbarn, den Kollegen, die Kioskbesitzerin zaubert ein Lächeln auf deren Gesichtern. Ist das verwerflich?

Do you know what I mean?

Heute wird ganz viel mit Fremdwörtern, Fachbegriffen  und Abkürzungen geredet und geschreiben. Das sagte letztens der (Deutsch-)Lehrer meines Sohnes, dass bald die ZP anstehen. Nun wusste ich aus den Erzählungen meiner Kinder schon von dessen PT und konnte mit ein paar Gedankenwirrungen erraten, was der Lehrer meinte: ZP = Zentrale Abschlußprüfungen. (PT heißt persönliche Tasse). Gut. Ist ja nicht schlecht, wenn man sein Hirn mal ein bisschen trainiert, aber ich hatte Vorkenntnisse, die vielleicht andere Gesprächsteilnehmer nicht hatten. Vielleicht wissen die bis heute nicht, was auf ihre Kinder zukommt …
Wenn man also nicht unbedingt immer mit einem Abkürzungs-Wörterbuch herumlaufen möchte, sollte man entweder alle Abkürzungen auswendig kennen, oder das Gegenüber darauf verzichten. Das kann auch ganz peinlich sein. Wenn man nämlich was ganz anderes dahinter erwartet hat, reden die Gesprächsteilnehmer aneinander vorbei. Bei Fachbegriffen, die man den Mann oder die Frau bringt, ist es ähnlich. WYSIWYG – für Internetmacher ein eindeutiger Ausdruck (eher eine lange Abkürzung), für Unbedarfte – dein Kunde z.B. – der reine Wahnsinn. Es ist toll, wenn man seine Fachbegriffe beherrscht, weiß, wovon man redet. Einen Text allerding mit Fremdwörtern zu spicken, die der Leser erst übersetzen muss, ist nicht hilfreich. Ich möchte hier nicht andeuten, dass ich den/die Leser für dumm erkläre. Wenn du z.B. deine Steuerklärung machen musst, oder irgend ein anderes, behördliches Formular ausfüllen darfst, sind dir manche Formulierungen nicht sofort schlüssig. Das liegt sicher nicht an deiner noch ausbaufähigen Bildung (also an deinem fehlenden Wissen), sondern daran, dass diese Begrifflichkeiten und Formulierungen nicht zu unserem Standard-Sprachgebrauch gehören. Nun haben Behörden es nicht nötig, ihre Benutzerfreundlichkeit, entschuldigung, Lesefreundlichkeit, zu verbessern, sie werden auch nie einen Preis für gute Texte gewinnen. Aber du hast den Anspruch, dass deine Leser, deine Kunden, die Empfänger deiner Mitteilungen, dich verstehen. Mit Worten spielen, Beziehungen aufbauen, Verknüpfungen hervorholen und enstehen lassen. Sprich nicht von gutem Wetter, sondern von strahlendem Sonnenschein bei hellblauem Himmel!  Wäre doch schön, wenn dein nächster Steuerbescheid mit den Worten „Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Sie mit 1.269 Euro Steuern die Projekte des Bundesregierung unterstützen können“ … Okay, das wird nie passieren, würde deinen Bescheid aber viel netter gestalten. Und du wärst nicht gleich so überrascht, dass du doch mehr verdient hast, als du vor der Steuererklärung noch dachtest.

High Technology

Beschreibe mal dein Auto, als würdest du eine Werbeanzeige schalten wollen. Was, denkst du, ist deinem potenziellen Kunden wichtig? 250 PS, 3l, Direkteinspritzung, 16 V, mittelgroße Maschine – hääääää? Ich als absolut Technik resistente Frau verstehe gar nichts.  Cooler Flitzer für viel Aufsehen – das kann ich verstehen und wäre auch interessiert. Okay, du willst dein Auto nicht an mich verkaufen, sondern an meinen Mann, dem Technik-Freak? Tut mir leid, ich habe ein Mitspracherecht und bin – wäre ich Hausfrau – diejenige, die am häuftigsten mit deiner Werbung konfrontiert wäre. Wie, bitte schön, soll ich meinen Mann erzählen, dass ich da ein richtig geiles Auto gesehen habe? Verstehst du? Würde mein Mann deine Werbung sehen, würde er es auch mit anderen Worte an mich transportieren, nämlich, dass ich schnell damit in den Urlaub komme, der Kofferraum riesig ist, für tolle Shopping-Touren und meine Mädels und ich mal richtig aufdrehen könnten. BOAR! Und schon sind wir drei zufrieden. Du, mein Mann und ich. Klasse, so einfach macht man Menschen glücklich.

Was nicht bedeutet, dass technische Einzelheiten nicht aufgeführt werden dürfen. Doch, aber an anderer Stelle, gekennzeichent als solche. Der Haupttext befasst sich nur mit Komplimenten an den Leser.

Spiele mit Worten, erstelle dir eine positiv-negativ Liste. Was macht dich froh, verbreitet Freude, bringt Licht ins Dunkle? Wie kann man grün, rot, gelb umschrieben? Die rote Ampel, an der du stehen bleiben musstest. War da nicht deine Traumfrau, die über die Straße ging? Lasse Bilder entstehen. Bringe Schokolade mit Worten zum Schmelzen, musiziere mit Text.

Sicherlich manches Mal eine echte Herausforderung, die dann absolut gute Erfahrungen einbringen.

In diesem Sinne: viel Erfolg.

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(Überarbeiteter Text, Erstveröffentlichung 14.01.2006 auf www.beschäftigungs-therapie.de)